Meine 15 gemeinsten Krimis (German Edition) by Alfred Bekker
Autor:Alfred Bekker [Bekker, Alfred]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Uksak E-Books
veröffentlicht: 2017-08-11T22:00:00+00:00
EINE LEICHE FÜR DEN RICHTER
(von Alfred Bekker)
"Du solltest jetzt nicht mehr fahren, Hans!"
wandte sich Birgit beschwörend an ihren Mann, der gerade den Wagen aufgeschlossen hatte. Hans Markheim lächelte. Sie hatten die feuchtfröhliche Geburtstagsfeier eines guten Freundes gerade verlassen und wollten jetzt nach Hause.
"Ich bitte dich...", sagte Hans Markheim und sah auf die Uhr. Schon halb drei."Sollen wir vielleicht zu Fuß laufen?"
"Nein, aber uns ein Taxi bestellen!"
"Es dauert bestimmt eine Ewigkeit, bis es kommt!" Er schüttelte den Kopf. "Du weißt, daß ich ganze Menge vertrage, Birgit!"
"Hans..."
"Leider hast du ja nie den Führerschein gemacht!
Sonst könntest du jetzt fahren!"
Er setzte sich ans Steuer und sie setzte sich auf den Beifahrersitz. Sie seufzte. Eigentlich wollte sie noch etwas sagen, ließ es aber dann, denn sie wußte, daß sie ihren Mann nicht würde umstimmen können. Und er vertrug wirklich eine Menge, ohne daß ihm das äußerlich anzumerken gewesen wäre.
Schweigend fuhren sie eine eine einsame, dunkle Straße entlang. Zu beiden Seiten waren Bäume.
Birgit nickte fast ein.
Sie wurde brutal aus dem Halbschlagf gerissen, als der Wagen plötzlich stoppte. Für den Bruchteil eines Augenblicks sah sie ein menschliches Gesicht auf der anderen Seite der Windschutzscheibe. Die Bremsen quietschten indessen und der Körper wurde auf die Straße geschleudert.
Einen Augenblick lang saßen sie beide wie gelähmt da.
"Mei Gott!" flüsterte Hans Markheim. "Ich habe nicht die leiseste Ahnung, woher der so plötzlich kam!"
"Wir müssen ihm helfen!" erwiderte Birgit, öffnete die Tür und stieg aus.
Ihr Mann tat dasselbe.
Der Mann, der ihnen ins Auto gelaufen war, lag in seltsam verrenkter Stellung auf dem Asphalt und rührte sich nicht. Man mußte mit dem Schlimmsten rechnen. "Ich mag überhaupt nicht hinschauen", sagte Birgit. Sie sah trotzdem hin. Als sie einen Schritt vortrat, fiel das Scheinwerferlicht auf das Gesicht des Mannes.
Dann wirbelten sie beide herum. Ein Wagen kam die Straße entlang und hielt.
"Das hat mir gerade noch gefehlt!" murmelte Markheim. Ein Richter, der Alkohol getrunken und sich ans Steuer gesetzt hatte... Es würde kein Mensch danach fragen, was dieser Mann auf der Straße zu suchen gehabt hatte! Und jetzt auch noch dieser ungebetene Beobachter in dem Wagen! Markham sah im Geiste schon die Trümmer seier Karriere vor sich. Endstation! dachte er. Verzweifelung stieg in ihm auf.
Aus dem Wagen stieg ein Mann.
Markheim kannte ihn. Er war auf demselben Fest gewesen wie die Markheims und hieß Bruckner.
"Kann ich helfen?" fragte Bruckner.
"Dieser Mann ist uns einfach in den Wagen gerannt", berichtete Birgit.
Bruckner ging zu dem am Boden liegenden und beugte sich über ihn. "Er ist tot", stellte er fest.
Hans Markheim schluckte. "Ich konnte wirklich nichts dafür. Es hatte fast den Anschein, als ob er mir absichtlich auf den Kühler gesporungebn ist!"
Bruckner nichte. "So etwas kommt vor", sagte er gedehnt. "Verzweifelte Selbstmörder, die einen spektakulären Abgang inszenieren oder ihren Angehörigen die Auszahlung einer Lebensversicherung
retten wollen, indem sieversuchen einen Unfall vorzutäuschen..."
"Was machen wir denn nun?" fragte Birgit.
"Gehen Sie zur Polizei", sagte Bruckner. "Haben Sie Autolefon?"
"Nein."
"Aber ich. Soll ich...?"
"Nein!" fuhr Hans Markheim entschieden dazwischen. Bruckner runzelte die Stirn.
"Warum nicht?" Bruckner erhob sich und ging auf den Richter zu. Dann schien er zu begreifen.
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